Onkologie

Bewältigung des Anstiegs der Krebsfälle in Oulu, Finnland

Mit der zunehmenden Alterung der Bevölkerung steigt auch die Zahl der Krebsfälle in Finnland. Wie das Universitätskrankenhaus Oulu intelligente Ressourcen einsetzt, um die kommenden Herausforderungen zu meistern.
Andrea Lutz
Veröffentlicht am June 24, 2024
Finnland bietet landesweit eine erstklassige Krebsversorgung, und die Fünf-Jahres-Überlebensrate des Landes bei Krebsfällen gehört zu den höchsten der Welt. Zwei von drei Krebspatient*innen erholen sich, und viele weitere führen trotz der Krankheit ein gutes Leben.[1] Krebsfälle mit schlechter Prognose werden in Finnland immer seltener, und die Lebenserwartung von Patient*innen mit unheilbarem Krebs steigt mit der Entwicklung neuer Therapien.[2] Trotz dieser guten Nachrichten steigt die Zahl der Krebsfälle in Finnland mit der Alterung der Bevölkerung dramatisch an. 

Hanne Kuitunen, Chief Medical Officer am Universitätskrankenhaus Oulu, sagt: „Wir erleben heute eine rasante Entwicklung neuer Behandlungstechniken. Aber wir stehen auch vor großen Herausforderungen für die Zukunft: Haben wir genügend finanzielle Mittel, um wirksame Behandlungen durchzuführen? Und werden wir über genügend Personal - Fachkräfte für die Krebsbehandlung - verfügen, um diese Patient*innen zu behandeln?" 

Das Universitätskrankenhaus Oulu versorgt Patient*innen in ganz Nordfinnland, das mit rund 741.000 Einwohnern mehr als die Hälfte der Landesfläche ausmacht. Das 1973 gegründete Krankenhaus ist der Universität Oulu angegliedert und dient als Lehrkrankenhaus für die medizinische Fakultät.

Im Jahr 2022 schloss Siemens Healthineers mit dem Universitätskrankenhaus Oulu in Finnland eine auf zehn Jahre angelegte Value Partnership ab. Sie umfasst die Lieferung und Installation medizinischer Bildgebungs- und Therapiegeräte als Dienstleistung, verschiedene digitale Lösungen zur Unterstützung effizienter Arbeitsabläufe sowie Fortbildungsmaßnahmen. 

Darüber hinaus unterstützt die Partnerschaft die Einführung neuer Technologien, die Weiterentwicklung der Qualität von Diagnostik und Pflege sowie die Verbesserung der Effizienz der Arbeitsabläufe. Sie bietet auch Ressourcen für wissenschaftliche Forschungsprojekte. Durch den Zusammenschluss von Siemens Healthineers und Varian wollen die Partner die diagnostische und therapeutische Leistungsfähigkeit des Krankenhauses steigern und damit die Versorgungsqualität für Patient*innen in der gesamten Region erhöhen. 

Die Partnerschaft wurde im Rahmen des umfassenderen Erneuerungsplans für die Einrichtungen des Universitätskrankenhauses Oulu initiiert. Sie gilt als Schlüsselfaktor auf dem Weg zu dessen Ziel, bis 2030 eines der innovativsten und modernsten Krankenhäuser der Welt zu sein. „Unsere Value Partnership ist einer der Eckpfeiler für die Verwirklichung dieser Vision", sagt Jaakko Niinimäki, Service Center Manager am Universitätskrankenhaus Oulu.

Soile Komssi, Leiterin von Enterprise Services Nordics and Baltics bei Siemens Healthineers, ist zuversichtlich: „Dank dieser Partnerschaft werden unsere Kunden in der Lage sein, ihre Ressourcen freizusetzen, vom Technologiemanagement bis hin zur eigentlichen Versorgung der Patient*innen." 

So helfen beispielsweise innovative Anwendungen auf der Grundlage von künstlicher Intelligenz (KI) bereits heute, menschliche Ressourcen einzusparen, indem sie zeitsparende Unterstützung bei Routinetätigkeiten bieten.

Die finnischen Onkolog*innen sind sowohl in der Onkologie als auch in der Strahlentherapie ausgebildet, so dass sie die Patient*innen zur richtigen Behandlung überweisen können. Heute ist das Krankenhaus auf dem neuesten Stand der Krebsbehandlung. Kuitunen: „Wir konzentrieren uns auf die schwierigsten Krebsbehandlungen, einschließlich der Behandlung anspruchsvoller Lymphome und hämatologischer Erkrankungen, Strahlentherapie, zelltherapeutischer Behandlungen und anspruchsvoller Sarkom- und Hodenkrebsbehandlungen. Außerdem bieten wir Behandlungen an, die anderswo in Finnland noch nicht verfügbar sind, darunter CAR-T-Zell-Behandlungen." 

Das Team von Krebsexpert*innen ist aktiv in nationale und internationale Forschungsnetzwerke eingebunden, und diese Art der Zusammenarbeit zwischen Krebsforschenden und Ärzt*innen legt den Grundstein für eine zunehmend personalisierte Versorgung. „Um eine erfolgreiche und patientenorientierte Therapie zu gewährleisten, ist es wichtig, dass unsere Behandlungsketten funktionieren. So können wir die richtigen Dinge zur richtigen Zeit für die richtigen Patient*innen tun", betont Kuitunen.

Die CAR-T-Zelltherapie ist eine Art Immuntherapie, bei der sogenannte T-Zellen genetisch so verändert werden, dass sie Krebszellen effektiv lokalisieren und zerstören können.

Die multimodale Bildgebung spielt eine zentrale Rolle in der Krebsbehandlung. Kaisa Lehtiö, MD, Fachärztin für Strahlenonkologie, erklärt die Vorteile: „Der Einsatz der Computertomographie (CT) in Verbindung mit der Magnetresonanztomographie ist unsere klinische Routine. Wir können unsere Behandlungspläne präziser erstellen als in der Vergangenheit. Die CT zeigt bestimmte Dinge wie Knochen sehr gut, aber der bessere Weichteilkontrast der MRT ermöglicht eine viel genauere Bestimmung bestimmter Organe wie der Prostata."

Die Strahlentherapie ist für viele Krebspatient*innen zu einer der wichtigsten Behandlungsmethoden geworden. Patient*innen mit einer bestimmten Tumorart und einem bestimmten Tumorstadium werden jedoch häufig mit einer Standarddosis behandelt, wobei die Unterschiede in der Dosis-Wirkungsbeziehung ignoriert werden. Mit Hilfe der MRT kann das Team in Oulu die Therapie jedoch genauer auf den Zustand der Patient*innen abstimmen, was zu einer wirksameren Behandlung führt. 

Mit Hilfe der MRT können die Expert*innen Weichteilveränderungen genau erkennen, die im CT allein nicht sichtbar sind, zum Beispiel bei Hirntumoren, Tumoren im Kopf- und Halsbereich sowie Lebertumoren. Und die ständige Weiterentwicklung dieser Technologie wird auch in Zukunft neue Möglichkeiten schaffen, wie Lammentausta erklärt:

Die MRT spielt auch eine wichtige Rolle im Behandlungsverlauf, noch bevor eine Strahlentherapie geplant wird. „Sie spielt zum Beispiel bei der Behandlung von Brustkrebs eine zentrale Rolle, wenn eine neoadjuvante Behandlung durchgeführt wird", sagt Lehtiö. 

Und die 4D-MRT verbessert die Qualität der Versorgung bei Behandlungen wie der stereotaktischen Strahlentherapie der Lunge erheblich.

Behandlung als erster Schritt, um einen Tumor zu verkleinern, bevor die Hauptbehandlung - in der Regel eine Operation - durchgeführt wird.

Dank hervorragender Technologie, medizinischer Standardbehandlung und individueller Patient*innen-Betreuung ist das Universitätskrankenhaus Oulu auf dem neuesten Stand der Versorgung. Das Team steht jedoch weiterhin vor der Herausforderung, mit begrenzten Ressourcen effizient eine erstklassige Versorgung zu bieten. 

Im Rahmen der strategischen Partnerschaft hat das Team von Partnern Prozessoptimierungen entwickelt, um Wege zur Verbesserung von Arbeitsabläufen und Personalmodellen zu finden. In einem gemeinsamen Projekt mit dem Universitätskrankenhaus Oulu, Siemens Healthineers und Varian-Expert*innen wurde der gesamte Strahlentherapie-Behandlungspfad von der ersten Überweisung bis zur Behandlungsüberwachung analysiert. 

Durch eine umfassende Datenanalyse und die Zusammenarbeit mit den Mitarbeitenden der Strahlentherapieabteilung wurde festgestellt, dass mit dem neuen Arbeitsmodell, der Digitalisierung und den Anpassungen der Arbeitsabläufe beispielsweise der Durchsatz bei der CT-Bildgebung um 30 Prozent gesteigert werden kann - bei 30 Prozent geringeren Kosten. Und durch die Zuweisung von mehr Dosimetrie-Ressourcen für die Behandlungsplanung kann die Produktivität mit denselben Ressourcen um 50 bis 100 Prozent gesteigert werden. 

Finden Sie heraus, wo das Team den Ressourceneinsatz effizienter planen konnte:

Am Universitätskrankenhaus Oulu hat die Konvergenz von strategischer Partnerschaft, KI-Technologie, fortschrittlicher Bildgebung und personalisierter Behandlungsplanung zu einem bedeutenden Sprung nach vorn in der Krebsbehandlung geführt. Die Integration der multimodalen Bildgebung ermöglicht eine gründliche Tumorcharakterisierung, die maßgeschneiderte Behandlungsstrategien zur Optimierung der Ergebnisse ermöglicht. 

Die personalisierte Planung der Strahlentherapie trägt dazu bei, dass die Patient*innen die wirksamsten und zielgerichtetsten Therapien erhalten, während gleichzeitig die Nebenwirkungen minimiert und ihre Lebensqualität verbessert werden. Zusammengenommen markieren diese Fortschritte einen grundlegenden Wandel hin zu einer effizienteren, effektiveren und patientenzentrierten Krebsbehandlung.


Von Andrea Lutz
Andrea Lutz ist Journalistin und Business-Trainerin mit den Schwerpunkten Medizin, Technik und Healthcare IT. Sie lebt in Nürnberg, Deutschland.