Vielfalt, Gleichberechtigung & Zugehörigkeit

Mehr Offenheit und Toleranz für LGBTQIA+-Menschen am Arbeitsplatz

Zwei Kolleg*innen aus Indien zeigen, welch positiven Einfluss Verbündete (Allies) und Employee Resource Groups (ERGs) auf den Arbeitsplatz haben können, indem sie Unterstützung und Austausch für Mitarbeitende bieten. Ihr Ziel ist es, einen sicheren Ort für Personen aus der LGBTQIA+-Community zu schaffen.
5min
Rebecca Murr
Veröffentlicht am December 18, 2023

Indien hat in den letzten Jahren große Fortschritte in Bezug auf die Unterstützung der LGBTQIA+ (Lesben, Schwule, Bisexuelle, Transgender/Transsexuell, Queer/Questioning und andere)-Community gemacht und öffnet sich für mehr Inklusion und Akzeptanz verschiedener sexueller Orientierungen und Geschlechtsidentitäten. 

Dabei spielen vor allem die Menschen eine wichtige Rolle, die sich für die Rechte der Community einsetzen – Verbündete wie Ajay Krishnankutty und Anita Shanbhag. Sie haben innerhalb von Siemens Healthineers eigenverantwortlich eine PRIDE-Gruppe von Mitarbeitenden (Employee Resource Groups; ERGs) organisiert, die eine Kultur der Inklusion fördern wollen, um LGBTQIA+-Mitarbeitende und Verbündete mit unterschiedlichstem Hintergrund zu stärken und zu unterstützen. „Es geht darum, engagierte Menschen zusammenzubringen, die Veränderungen im Unternehmen bewirken und Menschen dazu ermutigen, sie selbst zu sein,“ erklärt Ajay Krishnankutty, Leiter Talent Acquisition bei Siemens Healthineers in der Region Asien-Pazifik.

Verbündete setzen sich für LGBTQIA+ Menschen und deren Gleichberechtigung ein. Heterosexuelle und cisgeschlechtliche Personen können genauso Verbündete sein wie Leute aus der Community. Sie wollen lernen und verstehen, wie man LGBTQIA+ Personen unterstützen kann, damit sie sich einbezogen fühlen und vorhandene Barrieren abgebaut werden können, um Fairness und Gerechtigkeit zu schaffen.
Es waren ganz persönlichen Erfahrungen, die Ajay Krishnankutty dazu bewegt haben, ein Verbündeter für andere zu werden: Während seiner Schulzeit entwickelte er eine enge Freundschaft mit einem schwulen Klassenkameraden. Mitzuerleben, wie sein Freund schikaniert wurde, löste in ihm den Wunsch aus, sich für ihn einzusetzen und ihn zu beschützen.

Portrait of Ajay Krishnankutty

Viele Jahre später war es Krishnankuttys eigener Sohn, der einen schwulen Freund nachhause einlud und seiner eher konservativen Großmutter vorstellte. „Sie haben Zeit miteinander verbracht und sich gegenseitig Geschichten erzählt. Nach einer Woche hatte sich meine Großmutter von einer eher homophoben Person in eine starke Verbündete verwandelt,“ erinnert er sich. Das habe ihm die Augen geöffnet, wie wichtig es ist, einen Raum zu schaffen, in dem persönliche Geschichten gehört und akzeptiert werden können: „Empathie löst automatisch einen Denkprozess aus. Man ist dann offener und bereit, das eigene Verhalten zu ändern, um andere nicht schlecht zu behandeln.“

Als er seine Kollegin Anita Shanbhag fragte, ob sie Teil der PRIDE-Gruppe werden wolle, war sie sofort Feuer und Flamme. Die Personalexpertin für die Vertriebs- und Service-Organisation, Support-Funktionen und Fabriken von Siemens Healthineers in Indien ist selbst in einer eher konservativen Familie aufgewachsenen. 

Als Shanbhags Tochter ins Teenageralter kam, begann sie viel mit ihr über die LGBTQIA+-Community zu sprechen. Sie begann besser zu verstehen, mit welchen Herausforderungen viele Menschen konfrontiert sind und wie Gesellschaft, Familie und die Normen einer Generation eigene Überzeugungen und Sichtweisen prägen können.

Shanbhag freut sich über die Fortschritte, die Indien bei der Akzeptanz von Personen aus der LGBTQIA+-Clommunity erreicht hat: „Immer mehr Menschen bekennen sich offen zu LGBTQIA+ und scheuen nicht davor, sie selbst zu sein. Dennoch gibt es noch viel zu tun.“ Deshalb möchte sie selbst ihren Beitrag leisten und mehr Akzeptanz schaffen.

Portrait of Anita Shanbhag

Für Krishnankutty heißt das auch, mehr Bewusstsein für LGBTQIA+ bei bestehenden Mitarbeitenden und Bewerber*innen zu schärfen und sicherzustellen, dass sich alle sicher, willkommen und akzeptiert fühlen. Da sei wichtig, da heute immer mehr Menschen nach einem Arbeitgeber suchen, der eine inklusive Kultur forciert, die auch offen für Personen aus der LGBTQIA+-Community ist. Diese Entwicklung bestätigt auch den Global 2023 LGBT+ Inclusion @ Work report von Deloitte.

Krishnankutty wünscht sich, dass mehr Personalverantwortliche und Recruiter*innen darin geschult werden, Gespräche mit Bewerber*innen diverser sexueller Orientierungen zu führen. Sie müssten außerdem lernen, in welchen Phasen des Einstellungsverfahrens LGBTQIA+-Diskriminierungen auftreten können, um Vorurteile gezielt abzubauen. Nicht zuletzt sollten sie durch ihr eigenes Verhalten zeigen, dass ihr Arbeitsplatz ein sicherer Ort für alle ist. Am wichtigsten sei allerdings, dass sie ihr Zielpublikum kennen und wissen, wie sie effektiv mit den Menschen kommunizieren können, etwa durch den Einsatz einer inklusiven Sprache. Um die richtigen Kandidat*innen zu finden, suchen Krishnankutty und sein Team auch nach Talentquellen, die mit der LGBTQIA+-Community verbunden sind. „Unser Ziel ist es, den individuellen Prozess so schnell wie möglich zu starten und immer mehr LGBTQIA+-Menschen für uns zu gewinnen.“

Der Global 2023 LGBT+ Inclusion @ Work Report von Deloitte bietet Einblicke in die Erfahrungen von 5.474 LGBTQIA+ Menschen an Arbeitsplätzen in verschiedenen Branchen und 13 Ländern. Fast vier von zehn (37%) der Befragten sagen, dass sie aktiv überlegen, den Arbeitgeber für eine LGBTQIA+-offenere Kultur zu wechseln.

Lesen Sie den Bericht hier

Mit der Gründung einer PRIDE-Gruppe für Mitarbeitende von Siemens Healthineers in Indien haben Krishnankutty und seine Kolleg*innen bereits einen wichtigen Beitrag geleistet, um eine inklusive Arbeitsplatzkultur zu fördern, in der unterschiedliche Perspektiven geschätzt werden und Vielfalt gewünscht ist.


Von Rebecca Murr

Rebecca Murr ist Redakteurin bei Siemens Healthineers.